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Der Teufelstein in Haibach im Mühlkreis (1)

TeufelssteinDas Bild vom Teufelstein

Bekannt geworden ist ein interessantes Aquarell von Mag. Peter Stadler junior, das bei mehreren Ausstellungen und Vernissagen in Oberösterreich zu sehen war.
Peter Stadler jun., der Sohn von Prof. Stadler, ist als freischaffender Künstler tätig und widmet seine Arbeiten dem mythologischen Hintergrund von Wallfahrtsorten und vorgeschichtlichen Kultstätten. Er versucht dabei in seinen Bildern die Ausstrahlung wiederzugeben, die er unter dem Eindruck von Sage und Mythos an neuen und alten, "heiligen Stätten"empfindet.

Das Bild, das die Sage vom Teufelstein zum Thema hat, entstand als Auftragswerk des Haibacher Bürgermeisters Josef Reingruber. Peter Stadler jun. nennt das Bild "Wandlung am Toiföstein".

TeufelssteinVorausgeschickt muß werden, daß sich am Teufelstein neben dem besagten Grübchen und dem eingangs erwähnten Dreieck noch eine Unmenge von Furchen und Rinnen finden, die in ihrer Gesamtheit ein Bild von multiplen Rauten und Dreiecken ergeben. Stadler sen. et jun. gehen davon aus, daß es sich bei dem Stein um ein vorchristliches Weg- und Wasserheiligtum handle. Vor diesem Hintergrund ist das Bild zu verstehen. Ich möchte zunächst das Bild beschreiben. Danach soll auf die Symbolik und Bedeutung näher eingegangen werden.

TeufelssteinStadler stellt den bereits geläuterten und erlösten Ferdl dar, wie er Weihwasser auf das Geld des Teufels gießt. Dieses hat sich in Gold verwandelt. Der Leibhaftige selbst ist schon verschwunden. Über dem Teufelstein tritt ein weißer Himmelsstier hervor. Die weiße Farbe symbolisiere die Reinheit, die Ferdl durch Anwendung des reinigenden Wassers erlangt hat. Der Stier trägt ein drittes Auge, das strahlend leuchtet. In der Konstellation der "Steinzeichen" (der Rinnen und Furchen, Abb.6) am Teufelstein sieht Stadler einen Hinweis auf das Sternbild des Stieres, das "zu Beginn des keltischen Frühlings am 1. Februar um 18 Uhr über der geradlinigen Verbindung der Steinzeichen hoch am Himmel steht" (Zitat aus der Bilderklärung von Mag. Peter Stadler jun.). Diesen Frühlingsbeginn, der auf das neue Leben des Toiflmüller Ferdl in der Sage verweist, bringt Stadler durch die grünenden Buchen und den balzenden Auerhahn links am Bildrand zum Ausdruck.

In seinem Bild verbindet Stadler die Teufelssage mit Elementen einer vorchristlichen Mythologie. Im folgenden möchte ich den mythologischen Hintergrund beleuchten, wobei hier nur die wesentlichen Teilaspekte Berücksichtigung finden können.
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  Autor:
  Dr. Thomas Schwierz
  Artikel aus dem EuroJournal
  Linz – Mühlviertel –
  Böhmerwald Heft 4/2001

  Das Bild vom Teufelstein
  Mytholog. Hintergrund
  Stierkult
  Dreizahl und Dreieck
  Der Teufelstein - ein
  keltisches Weg- und
  Wasserheiligtum?
  Ein Lokalaugenschein
  am Teufelstein
  Präzession
  Schlussbemerkung
  Literatur

  Fotos und ©Copyright
  Bild ganz oben:
  natürliche Felsab-
  sprengung am Teufelstein
  Bilder darunter:
  Dreieck am Teufelstein und
  Steinzeichen am Teufelstein.
  Bildquelle: Thomas Schwierz
  Bild ganz unten:
  Stierkopf aus Mari
  (Syrien, 3.Jt v.Chr.) mit
  eingelegter, dreieckiger
  Muschelplatte aus André
  Parrot, Mari, Fig. 60,
  Hanns Reich Verlag
  München 1953

  Millionenbauern
  Zollmuseum
  Webereimuseum
  Breitenberg


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Mythologischer Hintergrund
Stier   
Stierkult

Die Sumerer sahen im 3. Jt. v. Chr. in der Sichel des zu- und abnehmenden Mondes die Hörner eines Himmelsstieres, der mit seinen Hörnern entsprechend den Mondphasen die Zeitordnung an den Himmel schreibt. Den Kreislauf des Zunehmens, des Vollmondes, des Abnehmens und "Sterben" des Mondes, sowie seine Erneuerung im nächsten Mondzyklus betrachtete man als eine Parallele zum Leben, Sterben und zur Wiedergeburt des Menschen in ein neues oder anderes Leben.
Der Mond mahnt den Menschen an die zeitliche Begrenztheit seines Daseins und stellt andererseits einen neuen Anfang in Aussicht.

Der Mondstier wird nach sumerischer Vorstellung immer wieder von der versengenden Hitze der Sonne verzehrt. Dabei fallen Tau und Regen vom kühlen, sanften Mond herab und befruchten die Erde.
Der "gehörnte" Mond galt den Sumerern als Gebieter über den befruchtenden, lebenspenden Regen, der die Pflanzen genesen läßt. Er war Herr über den immer wiederkehrenden Lauf des Tages, des Monats und des Lebens. Er bestimmte nicht nur die Gezeiten, sondern auch den Zyklus des weiblichen Schoßes. So entstand die Vorstellung, daß die Erdgöttin, die Mutter Erde, vom sterbenden und immer wieder auferstehenden Mondstier durch das Wasser des Regens befruchtet werde. Himmel und Erde vereinigten sich auf diese Weise.

Diese mythologischen Vorstellungen lassen sich von Mesopotamien über Ägypten in den Mittelmeerraum verfolgen und sind in der minoischen Kultur ebenso anzutreffen wie in Mykene. Analogien dazu finden sich bei den keltischen Völkern. Der Stier wurde zum Ursymbol für die Erneuerung des Lebens durch zeugende Kraft und Fruchtbarkeit. Darauf sind die bei vielen Völkern belegten Stieropfer zurückzuführen, wo ein Stier stellvertretend für den Menschen geschlachtet wurde, um durch das Sterben des wiederauferstehenden Stieres eine Erneuerung des eigenen, menschlichen Lebens zu erwirken. Von gälischen Völkern wird das Stierfest Tarbh-fess berichtet, wo man einen weißen Stier schlachtete. Ein Druide trank das Blut, aß das Fleisch und schlief eingehüllt in der abgezogenen Haut, um nach dem Tod des Königs den neuen (=erneuerten) rechtmäßigen Herrscher im Traum zu finden. (weitere Beispiele für Stieropfer sh. Eurojournal, 6.Jg., 2000, Heft 4, S. 6)

Ein Himmelsstier wurde nicht nur im "doppelt gehörnten Mond" gesehen, wie ihn Shakespeare im Sommernachtstraum nennt. Viele Völker erblickten einen Himmelsstier auch im Sternbild des Stieres: Babylonier, Ägypter, Kreter, Griechen, Araber, Perser, Syrer, Juden und sogar die Indios am Amazonas. Lediglich in China wurden dieselben Sterne dem viel größeren Sternbild des weißen Tiger zugeordnet.

Der Frühlingsbeginn (20./21. März) fiel zwischen 4000 und 1700 v. Chr. in das Sternbild des Stieres (sh. Kapitel "Präzession"). Auch dieser "Stier" stand für Fruchtbarkeit, Licht, Stärke und aufstrebendes Leben.
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Dreizahl und Dreieck

Die Dreizahl leitet sich von den drei Mondphasen ab, dem für männliche Fruchtbarkeit stehenden Himmelsstier. Eine Bestätigung als Fruchtbarkeitssymbol erfährt die Dreizahl im weiblichen Schamdreieck. In diesem Sinne ist die Vereinigung des zeugenden Himmelsstieres mit der empfangenden und alles Leben hervorbringenden Muttergottheit Erde zu verstehen. Beispiele für die Verbindung von Dreizahl bzw. Dreieck und Stier zeigen Abbildung 7 und 8.

Andererseits beinhaltet das Dreieck als Symbolgehalt auch das Göttliche an und für sich. Dafür lassen sich zahlreiche Beispiele aus vorchristlicher und christlicher Zeit anführen: die dreifache Wiederholung von Kulthandlungen bereits in prähistorischen Kulturen, das Dreieck als Gotteszeichen in der Antike, dreifache Anrufungen in der Bibel (Jes 6,3, Offb 4,8), die Anrufung der drei göttlichen Namen beim Segensspruch, der dreifache Angriff des Versuchers auf Jesus (Mt 4,1-11), drei Tage zwischen Tod und Auferstehung Christi (Joh 2,19; Mt 12,40) u.v.a. Die Dreizahl zieht sich wie ein roter Faden durch das Alte und Neue Testament. Als Symbol für die Trinität und das Auge Gottes setzte sich das Dreieck erst seit dem 15. Jh. durch.

Funde von Steinsetzungen in Dreiecksform aus Lepenski Vir an der Donau datiert man ins 7. Jt. v. Chr. Höhlenzeichnungen sowie Knochen mit eingeritzten Dreiecken stammen aus noch früheren Zeiten.
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Der Teufelstein -
ein keltisches Weg- und Wasserheiligtum?


Betrachtet man Teufelstein und Sage in Zusammenschau mit der Mythologie, finden sich Parallelen. Der Anfang eines neuen Lebens durch Wasser (Weihwasser) in der Sage steht in Analogie zum neuen, bzw. zu erneuernden Leben durch das Himmelswasser (Mond). Darauf beruht die gedankliche Brücke zum Stierkult. Und diese wird noch durch das Dreieck und die "Zeichen" im Stein untermauert. Das Grübchen im Stein wäre demnach als Schoß der Muttergottheit Erde zu verstehen, als jene Stelle, wo die Erdmutter das befruchtende Wasser empfängt (und wo der Teufel mit seinem Geld herumfummelt).

In diesem Artikel wird nur auf den wesentlichsten Teil des mythologischen Hintergrundes eingegangen. Vertieft man sich weiter in die Mythologie, entdeckt man eine ganz Reihe weiterer Teilaspekte, die sich durchaus schlüssig aneinander reihen lassen. Auf diese Weise entsteht über dem Teufelstein, seiner Sage und den "Zeichen" im Stein ein immer komplexer werdendes, mythologisches Gedankengebäude, das ob seiner Plausibilität bestechend erscheinen mag. War der Teufelstein tatsächlich ein keltisches Weg- und Wasserheiligtum?

Weiterlesen:
Ein Lokalaugenschein am Teufelsstein; Präsession; Schlussbemerkung; Literaturhinweise


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